STRATEGISCHE PARTNERSCHAFT DER USA MIT DER TÜRKEI NACH 60 JAHREN VOR DEM ENDE?
T e b e l – R e p o r t ¦ Besprechung :
In einem, im höchsten Maße spannenden Beitrag für das FRPI legt Michael A. Reynolds die DNA der türkischen Politik seit Kemal Atatürk frei.
Demnach war die von Atatürk eingeläutete Orientierung nach Westen stets begleitet von dem Zwang der Bündnissuche (NATO, …) und dem Wunsch, eine souveräne Politik zu führen. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion eröffneten sich plötzlich strategische Möglichkeiten. Die Türkei musste sich nicht mehr so eng an westliche Verbündete schmieden und konnte das Narrativ ausleben, sich vor einer zukünftigen Ausbeutung durch die westlichen Mächte schützen und deshalb einen unabhängigen Machtfaktor bilden zu müssen.
Hinzu trat die ideologische Ausrichtung von Recep Tayyıp Erdoğans AKP, deren islamische Orientierung zur Konfrontation mit westlichen Interessen führen musste (Sympathie für die Muslimbrüderschaft, Zusammenarbeit mit Islamisten, Unterminieren der Iran-Sanktionen, eigene Friedenslösung für Syrien mit Russland und den Iran, …) und eine Periode anhaltenden Wirtschaftswachstums, das der Türkei auch Handlungsspielraum für eine eigenständige Politik (z. B. Katar, Libyen, Sudan und Somalia) eröffnete.
Mit dem Arabischen Frühling wuchs die strategische Bedeutung der Türkei erneut, brachte aber das Land auf Kollisionskurs mit den USA, die sich im Kampf gegen den IS auf kurdische Kämpfer stützt. In manchen nationalen Kreisen der Türkei entstand der Eindruck, dass die USA Verrat an der Türkei begangen hätten. Diese brisante Mischung ließ die Türkei eine strategische Alternative suchen, die Ankara in Moskau und anderen Staaten fand, die eine US-amerikanische Hegemonie zu beenden suchen, so Reynolds.
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