Prestige oder Blamage : Muss der türkische Flugzeugträger ohne Kampfflugzeuge auskommen?

Tebel-Report. – Ende 2020 wird die Türkei dem illustren Kreis an Staaten angehören, die einen Flugzeugträger ihr Eigen nennen.

Adaption eines spanischen „Verkaufsschlagers“

Bei der TCG Anadolu (L 408) wird es sich um einen leichten Flugzeugträger handeln, ein sogenanntes „Multi-purpose amphibious aussault ship“ oder „Landing Heli Dock“ (LHD). Wenngleich der 223 m lange Koloss in der Sedef Werft in Istanbul Tuzla gefertigt wird und der Eigenanteil bei 68 Prozent liegt, stellt das Schiff einen adaptierten Nachbau der spanischen Juan Carlos I.-Klasse dar, einem Exportschlager, den auch die australische Marine einsetzt.

Ein Multifunktionsschiff mit Senkrechtstartern

Das Schiff kann ein Bataillon Soldaten fassen, als schwimmendes Krankenhaus fungieren und Hubschrauber bzw. unbemannte Flugkörper einsetzen. Gegenüber der Vorlage wurde der türkische Träger mit einer Sprungschanze ausgestattet, um Starts und Landungen von 12 STOVL-Flugzeugen durchzuführen, also von sogenannten Senkrechtstartern.

Hierfür hatte die Türkei den Ankauf der US-amerikanischen F-35B vorgesehen. Allerdings wurde die Türkei mit dem Ankauf des russischen Luftabwehrsystems, der S 400, von der Kundenliste gestrichen, obwohl die Türkei für den Kampfflieger etwa 800 Teile fertigt und bereits 1 Milliarde Euro investiert hat.

Ein Flugzeugträger ohne Flugzeuge?

Damit kann die kuriose Situation eintreten, dass die Türkei Ende diesen Jahres zwar über einen Flugzeugträger verfügt, der allerdings die Grundbedingung eines solchen nicht erfüllt: den Besitz von Flugzeugen.

Denn abgesehen von der vorgesehenen F-35B kommen kaum andere Flugzeuge in Frage: Der britische Harrier ist antiquiiert, Russland besitzt keinen vergleichbaren Flieger und ob ein chinesische Modell Verwendung finden kann, ist fraglich. Einzig die US-amerikanische Osprey dürfte diese Lücke oberflächlich schließen – ohne allerdings die ursprünglich intendierten militärischen Aufgaben wahrnehmen zu können.

Siehe

Bildquelle: HMAS Canberra (vergleichbares Schiff)