Libyens Präsident al-Sarraj in Bedrängnis : Katastrophale Versorgungsverhältnisse, Coronavirus und Berichte von libyschen Jugendlichen, die nach Europa wollen

Tebel-Report.Die seit Sonntag anhaltenden Demonstrationen gegen Korruption und schwerste Versorgungsengpässe zeigen erste Wirkung: Der türkisch unterstützte libysche Präsident Al-Sarraj will sein Kabinett umbilden, verweigert aber seinen Rücktritt.

Libyen verfügt über riesengroße Erdöl- und Erdgasfunde. Dennoch herrscht Treibstoffknappheit, werden Wucherpreise für Diesel verlangt. Stromausfälle sind häufig und dauern bis zu 24 Stunden an. Das Coronavirus ist außer Kontrolle, erstmals gelten mehr als 11 000 Menschen als infiziert.

Das Coronavirus dürfte nun auch die Geduld der Libyer überstrapaziert haben. Der Libyan Herald bringt die Situation mit der Aussage einer über siebzigjährigen Dame im libyschen Fernsehen auf den Punkt: Die Dame sagte demnach, „sie brauche wegen des Coronavirus Bargeld, um Masken und Handschuhe zu kaufen – aber die Banken geben kein Bargeld aus. Sie sagte, dass das Leben mit Coronavirus, Strom- und Wasserausfällen, Geldmangel und nicht gesammeltem Müll auf den Straßen unerträglich werde.“

Für Bestürzung solle auch laut Libyan Herald die Nachricht gesorgt haben, dass libysche Jugendliche nun mit Wirtschaftsflüchtlingen aus Schwarzafrika über das Mittelmeer nach Europa gelangen wollen.

Nachdem vorwiegend männliche Jugendliche auf den Demonstrationen in Tripolis und Misrata zu sehen waren, berichtet der Libyan Herald gestern nun auch von einer kleinen Gruppe demonstrierender Frauen auf dem Algierplatz in Tripolis.

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