Frankreich holt Griechenland ins Boot : ATHEN BESTELLT DREI FREGATTEN UND ERHÄLT EINE MILITÄRISCHE BEISTANDSKLAUSEL

Außerordentlich bedeutende Ereignisse finden gelegentlich nur ein geringes Echo in den Medien. Dies ist sicherlich der Fall bei der Absichtserklärung zur Aufnahme von Verhandlungen über der Erwerb von drei französische Fregatten, die am Montag vor einer Woche in Paris unterzeichnet wurde. Der Vertrag soll in den nächsten drei Monaten unterschrieben werden.

Frankreich wird drei Fregatten mittlerer Größe der »Belharra-Klasse« zum Gesamtpreis von rund 3 Milliarden Euro sowie die Option für ein viertes Schiff dieser Klasse erwerben. Die Fregatten werden in Lorient von der Naval Group unter Verwendung griechischer Komponenten gebaut. Bereits 2025 sollen die ersten beiden Schiffe ausgeliefert werden, die dritte Fregatte folgt 2026. Damit erwirbt Griechenland einen hypermodernen und kompakten Schiffstyp, von dem die französische Marine zwischen 2024 und 2029 fünf Einheiten in Dienst stellen will, wie Naval News berichtet.

Die 122 Meter langen Schiffe mit einer Verdrängung von etwa 4 500 Tonnen gehören der 5. Generation an und werden in Frankreich als FDI-Fregatte bezeichnet. Das Kürzel steht für Frégate de Défense et d’Intervention (Fregatte zur Verteidigung und Intervention) und bezeichnet ein spezielles multifunktionales Kriegsschiff, das über besondere Fähigkeiten zur Luft- und Bodenverteidigung sowie zur U-Boot-Bekämpfung verfügt. Der Schiffstyp kann alleine oder im Verband in Küstennähe oder auf hoher See operieren und ist „in eine digitale, verteilte Cloud-Architektur der [französischen] Marine, die von Haus aus cybergesichert und mit den neuen Entwicklungen der Informationstechnologien kompatibel ist“ integriert, wie es Xavier Vavasseur in Naval News beschreibt.

Der 45 Meter hohen Turm des Schiffes beherbergt die Kommandozentrale, das Datenzentrum, die Ausrüstung für die elektronische Kriegsführung und das digitale modulare Festkörper-Multifunktionsradar samt Feuerleitung von Thales, das für über 400 Kilometer ausgelegt ist und gleichzeitig auf 800 Bedrohungen von kleineren langsamen und Hochgeschwindigkeitszielen auf der Meeresfläche oder in der Luft, sowie Sättigungsangriffen reagieren kann.

Die FDI-Fregatten der »Belharra-Klasse« verfügen über ein vertikales Startsystem für Lenkraketen mit einer Reichweite von 150 Kilometern und über Dreifachtorpedorohre. Die Möglichkeiten der U-Bootbekämpfung mit Sonar und Schleppsonar erweitert das Landedeck für einen Hubschrauber mittlerer Größe (z.B. die MH-60R, die die USA 2022 liefern) oder einer Drohne.

In Xavier Vavasseur Augen liegt der Vorteil der FDI-Fregatten im Vergleich zu den größeren französisch-italienischen FREMM Multifunktionsfregatten darin, dass sie die gleiche Feuerkraft besitzen und über ein deutlich besseres Radar verfügen.

Mit dem Kauf der Kriegsschiffe kann Griechenland die türkischen Rüstungsanstrengungen (S-400, Ada-Korvetten, Istanbul-Klasse) aufwiegen.

Vermutlich geht aber der zweite Punkt der vertieften „strategischen Partnerschaft“, die Frankreich und Griechenland miteinander eingehen, über die Bedeutung des bloßen Waffenkaufs weit hinaus. Die Atommacht Frankreich, die eigene Energieinteressen im östlichen Mittelmeer besitzt und – wie Griechenland – in den letzten Jahren mehrfach mit türkischen Drohgebärden konfrontiert war, stellt sich mit der militärischen Beistandsklausel deutlich auf die Seite Griechenlands, die „bis zum Einsatz von Streitkräften gehen kann, wenn eines der beiden Länder eine Aggression auf seinem Territorium feststellt“, wie das französische Verteidigungsministerium feststellt.

Darüber hinaus hat Frankreich durch die Vertiefung seiner „strategischen Partnerschaft“ mit Griechenland ein Modell dafür entwickelt, wie die militärische Autonomie der EU (unter französischer Führung) gegenüber den Vereinigten Staaten funktionieren kann.

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Bildquelle: Image by Dimitris Vetsikas from Pixabay (Symbolbild. Das abgebildete Schiff zeigt eine französische Fregatte der La Fayette-Klasse.