DÄMPFER FÜR PUTINS AFRIKA-AMBITIONEN : VERHINDERN DIE USA EINEN RUSSISCHEN MARINESTÜTZPUNKT IN PORT SUDAN?
WIEN, 6. Mai 2021. Im vergangenen Dezember enthüllte Russland den Plan, einen Marinestützpunkt im afrikanischen Sudan eröffnen zu wollen. Nun berichtet al-Arabiya-TV aus Dubai, dass die sudanesische Regierung die Pläne auf Eis gelegt habe.
Nach dem Ende der Sowjetunion schrumpfte Russlands geopolitische Bedeutung auf den Status eines politischen Zwerges. Dies versucht Wladimir Putin seit seinem ersten Amtsantritt im Jahr 1999 zu ändern. Sein größter Erfolg bildete bislang seine Syrienpolitik: Neben der Verlängerung des Pachtvertrages der russischen Marinebasis in Tartus gelangte Russland als Verbündeter Assads im syrischen Stellvertreterkrieg ebenso in den Besitz des Luftwaffenstützpunktes Hmeimin bei Latakia.
Putins Strategie für seine globalen Ambitionen
Für seine globalen Ambitionen stützt sich Putin in erster Linie auf Staaten, zu denen die UdSSR in freundschaftlichen Beziehungen stand und auf Regierungen, die von den USA und dem Westen in die Nähe von Terrorstaaten gerückt werden und mit Sanktionen belegt sind. Ganz im Sinne des französischen Ausspruchs, wonach der Feind meines Feindes mein Freund sei, sicherte sich der sudanesische Präsident Umar al-Bashir im Jahr 2017 die russische Unterstützung bei der Modernisierung des sudanesischen Militärs. In Sotschi sprach al-Bashir ebenso den Bau einer russischen Basis an. Aber erst Ende 2019 wurde ein russisches Dokument veröffentlicht, das Moskaus Pläne im Sudan präzisierte.
Der sudanesische Plan
Die „technische Unterstützungsbasis“ soll demnach am nördlichen Stadtrand von Port Sudan entstehen und vier – auch atombetriebene – Kriegsschiffe fassen können. Die 25-jährige Pachtzeit verlängert sich demnach automatisch um weitere 10 Jahre, sofern sich nicht eine der beiden Vertragsparteien einer Fortsetzung widersetzt.
Der Sudan in Putins geopolitischem Schachspiel
Ein Marinestützpunkt könnte nicht nur die Logistik für russische Kriegsschiffe in der Region am Horn von Afrika erheblich erleichtern. Eine Basis brächte dem russischen Militär ebenso mehrere geografische Vorteile: So liegt Port Sudan an einer der wichtigsten Seestraßen der Welt, die den Indischen Ozean durch das Rote Meer und den Suez-Kanal mit dem Mittelmeer verbindet. Russland könnte den Stützpunkt zudem als politisches Einfallstor nach Afrika nutzen.
Der wichtigste Grund für Russland dürfte aber in einem weiteren Belang liegen: Unbeachtet von der Weltöffentlichkeit trägt sich in Afrika gerade ein Wettrennen der Mächte zu, ihren wirtschaftlichen und militärischen Einfluss abzusichern oder auszubauen.
So beherbergt Ostafrika zahlreiche ausländische Militärbasen, die auf einer Hauptstraße mitunter nur 15 Fahrminuten voneinander entfernt liegen. Alleine in Dschibuti mit einer Fläche von Mecklenburg-Vorpommern, befinden sich größere Stützpunkte der USA und Frankreichs, wie auch japanische, chinesische, deutsche, italienische und spanische Militäreinrichtungen. In Somalia betreiben die USA, Großbritannien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei Basen, während in Kenia Briten und US-Amerikaner stehen. In Sudans östlichem Nachbarland Eritrea haben sich wiederum Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate etabliert.
Der Sudan stellt in Russlands Kalkül somit ein geopolitisches Lebenszeichen dar und eine Perle in einer künftigen Kette von Basen in Eritrea, der Zentralafrikanischen Republik, Madagaskar und Mosambik.
Verhindern die USA Russlands PLAN?
Gegenwärtig sieht es allerdings eher nach dem Scheitern des Planes aus. Anscheinend üben die USA Druck auf den Sudan aus, weshalb dieser laut al-Arabiya TV erst Ende April die russisch-sudanesischen Pläne aussetzte. Die russische Botschaft in Karthum dementiert umgehend.
Ein Indiz dafür, dass die USA ein Engagement zu verhindern sucht, zeigt eine Begebenheit, die sich im Februar zutrug: Am 26. Februar besuchte erstmals ein russisches Kriegsschiff Port Sudan. Wenige Tage vor der Admiral Grigorovich (Kennung 494) legte aber die US-amerikanische USNC Carson City (T-EPF-7) in Port Sudan an, einen Tag nach der russischen Fregatte der Lenkraketenzerstörer USS Winston S. Churchill (DDG 81).
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