Krise in Südossetien

Tebel-Report. – Südossetien ist mit seinen etwa 50 000 Einwohnern ein abtrünniger Teil Georgiens und praktisch nur von Russland anerkannt. Seit 2017 regiert der pro-russische Präsident Anatoly Bibilov den Landstrich von 3 885 km² mit harter Hand. Der Tod des 28-jährigen Inal Djabiev in Polizeihaft brachte nun Bewohner auf die Straße und führte zur Entlassung von Regierungsmitgliedern.

Inal Djabiev war in Zusammenhang mit dem Attentat auf Igor Naniev am 17. oder 26. August (je nachdem, ob es zwei Anschläge auf Naniev gab) festgenommen worden und am 28. August in Polizeihaft gestorben. Fotos in sozialen Medien zeigten Folterspuren, berichtet Agenda.ge aus Georgien.

Die Bilder führten noch am selben Tag zu einer Demonstration hunderter Bewohner der Hauptstadt Zchinwali, in der die Bestrafung der Mörder des jungen Mannes gefordert wurde. Nachdruck verlieh die Nachricht von zwei weiteren Häftlingen, die im Polizeigewahrsam gefoltert wurden und die Beerdigung Inal Djabievs am 31. August mit mehr als 2 000 Teilnehmern und einer weiteren Demonstration auf dem zentralen Platz in Zchinwali, wie Eurasianet und Caucasian Knot berichteten.

Wenngleich bereits Erik Pukhaev, der Vorsitzende der südossetischen Regierung seinen Rücktritt einreichte, legten am Dienstag (1. September) 17 der 34 südossetischen Abgeordneten ihre Parlamentsarbeit bis zum Rücktritt des Generalstaatsanwalts Uruzmag Djagaev nieder, wie der Caucasian Knot am Mittwoch berichtet.

Nun meldete sich Djagaev zu Wort. Er werde laut Agenda.ge zurücktreten, sofern dies auch jene Abgeordneten täten, welche die Protestkundgebungen in der Region angeführt hätten.

Südossetien, das völkerrechtlich zu Georgien gehört, ist politisch von Russland abhängig. Mit der Coronakrise und einer bereits 5-monatigen Grenzschließung nach Russland, sind Medikamente nicht mehr verfügbar, können Südosseten nicht nach Russland, um ihre Rente zu beziehen und sind die Lebensmittelpreise stark gestiegen, wie Eurasianet analysiert.

Experten sehen in der Abkopplung von Georgien und seiner „Unabhängigkeit“ nur einen Zwischenschritt zur Eingliederung in Russland.

Siehe

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